Nach 3 Nächten in der Klinik laufen die Akkus auf Reservestrom. Es ist ein schöner Job und ich mache meine Arbeit gern, aber so ungesund der Schichtdienst für den Körper so ungesund ist manchmal auch das Leiden der Menschen für die Psyche. Allein die Tatsache zur Arbeit zu fahren wenn die Sonne gerade untergeht,
wenn auf den Straßen schon fast nur noch Nach-Hause-Fahrer unterwegs sind,
da freut man sich über den Willkommensgruß kalter Architektur, die eine wenig verheißungsvolle anstrengende Schicht vermuten lässt.
Abgeschirmt vom Rest der Klinik ist die Intensiv ein eigener Bereich mit eigenen Regeln, Geräuschen und Gerüchen. Für die einen ein Ort großer Angst, Verunsicherung und Trauer – für die anderen ein Ort mit viel anstrengender Arbeit, die man zu leisten im Stande ist, weil man ein tolles Team hat, auf das man sich 100% verlassen kann.
Hier geht es oft um den sprichwörtlichen seidenen Faden. Es geht um Schnelligkeit und Funktionieren. Es werden Diagnosen gestellt, die ein künftiges Leben vollkommen verändern oder schlichtweg beenden.
Hightech und Empathie braucht es genauso wie den Willen den Kampf gegen die Müdigkeit zu gewinnen.
Wie auch immer, die Nacht endet nach 10 Stunden. In dieser Zeit hat man alles gegeben und kann nur noch ans Bett denken. Wenns gut gelaufen ist haben alle Patienten überlebt, befinden sich vielleicht sogar auf dem Wege der Besserung wenn nicht sind sie wenigstens schmerzfrei und können ihren Weg gehen. Dazu ist die Station aufgeräumt, die Nachlassenschaften des Spätdienstes verräumt, der Tagdienst vorbereitet und der erste Kaffe gekocht. Sollte der Nachhauseweg problemlos verlaufen hat man 5-6 Stunden Schlaf vor sich, wenn man dem Sozialleben nicht ganz abschwören will.
Danach erst mal ein paar Tage frei. Der Erste Tag dient der Rekonvaleszens und ist nur flüchtig wahrzunehmen. Meist dümpelt man so vor sich hin und versucht abends wieder zu schlafen, damit die Umstellung gleich wieder funktioniert. Schließlich hat man auch bald schon wieder Tagdienst und das bedeutet unter Umständen gleich als erstes morgens um 5 das Klingeln des Weckers. Die restlichen freien Tage gilt es zu genießen! 🙂 Was ich heute auch vorhabe mit: 2 Frauen, 2 Nähmaschinen und einem Gläschen gut gekühltem Rheingau-Riesling.